12.05.2020
Islands weiße Riesen verlieren zunehmend an Masse und Fläche. Der erste Gletscher wurde 2019 für "tot" erklärt. Grund ist die weltweite Klimaerwärmung. Die Folge könnten dramatisch sein: ein steigender Meeresspiegel und mehr Vulkanausbrüche.
Für Islands Gletscher war 2019 kein gutes Jahr. Die Gletschermasse sei so stark geschmolzen wie noch nie zuvor, berichtete jetzt das Online-Magazin Reykjavík Grapevine und berief sich dabei auf eine Studie des Isländischen Meteorologischen Instituts und des Vatnajökull Naturpark.
Zudem hätten die Gletscher im Land stark an Fläche verloren. Für die beschleunigte Gletscherschmelze machen die Fachleute das warme, sonnige Wetter verantwortlich.
Am schnellsten zieht sich demnach der Breiðamerkurjökull zurück, eine große Gletscherzunge des Vatnajökull im Südosten des Landes: Gegen Ende des 19. Jahrhunderts reichte sie fast bis ans Meer, seither zieht sie sich zurück – allein im vergangenen Jahr um 150 bis 400 Meter.
Gefährdet sind nach Einschätzung der Wissenschaftler:innen auch zwei andere Ausläufer des Vatnajökull, der Hoffellsjökull in Hornafjörður und der Siðujökull in Vatnajökull.
Fast 2.200 Quadratkilometer Gletschermasse verschwunden
Das Gletschersterben ist der sichtbarste Ausdruck der Klimaerwärmung in Island. Seit Ende des 19. Jahrhundert ist die Gletschermasse bereits um fast 2.200 Quadratkilometer zurückgegangen; allein seit dem Jahr 2000 gingen 800 Quadratkilometer verloren.
Die Gletscherschmelze werde den Meeresspiegel deutlich erhöhen, warnen Fachleute des Vatnajökull Nationalparks. Würden Islands Gletscher komplett abschmelzen, hätte dies einen Anstieg um einen Zentimeter zur Folge – mit fatalen Folgen für die Küstenregionen.
Durch das Gletschersterben kann es nach Einschätzung der Expert:innen auch zu vermehrten Vulkanausbrüchen kommen. Fällt das gewaltige Gewicht des Eises weg, hebt sich die Erdkruste und heißes Magma kann aufsteigen.
So führte die Gletscherschmelze von 1890 bis 2010 bereits dazu, dass sich in der Vatnajökull-Region 100 bis 135% mehr Magma gebildet habe.
Selbst wenn nur ein Viertel davon an die Erdoberfläche aufsteigt, ist nach Einschätzung der Fachleute künftig alle sieben Jahre mit Eruptionen wie der des Eyjafjallajökull zu rechnen, der 2010 den kompletten Flugverkehr in Europa lahmlegte.
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