28.09.2022
2015 ehrte das berühmte MoMa Björk mit einer Werkschau. Klar, dass ihre Heimat Island da nicht fehlen durfte. Mit dem Philosophen Timothy Morton diskutierte die Sängerin über Natur und Klimawandel – die Kulturetage Oldenburg hat daraus eine Lesung gemacht.
Die Schau war ein Ritterschlag – wobei die Betonung wohl auf Schlag liegen sollte. 2015 ehrte das Museum of Modern Art in New York die isländische Sängerin Björk mit einer Werkschau – als erste Popmusikerin überhaupt.
Eine Herzensangelegenheit des damaligen MoMa-Chefkurators Klaus Biesenbach (und heutigen Direktors der Neuen Nationalgalerie in Berlin) – war er doch angetreten, die Grenzen zwischen Hoch- und Popkultur aufzulösen.
Per Audioguide ging es auf Traumpfaden (englisch: Songlines) durch Björks Werk und ihr Leben, dazu Kostüme auf Puppen, alte Notizbücher und jede Menge Videos.
Die Reaktionen waren, nun ja, gemischt. „Futuristisches Nymphen-Spektakel“, befand Deutschlandfunk; „halb Wachsfigurenkabinett, halb Hagiographie“, schrieb die Neue Zürcher Zeitung, und das Handelsblatt beklagte eine „verschenkte Gelegenheit“.
Auch Björk selbst war mit dem Ergebnis nicht eben glücklich. „Für mich war es, als würde ich durch einen Garten voller Statuen mit meinem Gesicht gehen, das war für mich nur schwer zu ertragen. Mir fehlte es an Perspektive und Distanz“, sagte sie gegenüber n-tv.
E-Mail Gespräch zwischen Pop-Sängerin und Philosoph
Dabei erzählt die ständige Verwandlung ihrer äußeren Erscheinung eine Menge über Herkunft, Selbstfindung und Identität.
Ihre Heimat ist für Björk stets ein wichtiger Bezugspunkt gewesen. „Natur und Hightech sind für mich kein Widerspruch, sie gehören zusammen“, sagte sie im Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit. Seit langem setzt sich die Sängerin gegen Umweltzerstörung und Klimawandel ein.
Neben Fotos und Essays über Björks Kreativität und künstlerische Kooperationen enthielt das 200 Seiten starke Begleitbuch zur Ausstellung Björk:Archives denn auch einen E-Mail-Austausch zwischen der Sängerin und dem US-amerikanischen Philosophen und Literaturwissenschaftler Timothy Morton (u.a. Ökologie ohne Natur. Eine neue Sicht der Umwelt von 2007 und Ökologisch sein von 2018).
In dem virtuellen Gespräch zwischen dem Pop-Star und dem Star-Philosophen ging es um Vorstellungen von Natur, um ökologisches Bewusstsein und die Frage, ob Kunst und Philosophie die Erde retten können. Ein Thema, das heute, sieben Jahre nach der Ausstellung, dringlicher ist denn je.
Die Kulturetage in Oldenburg hat daraus für die Island Begegnungen jetzt eine szenische Lesung gemacht. Klar, dass die Veranstaltung als Open-Air-Lesung mit Musik stattfindet. Der Startpunkt wird erst am Abend bekannt gegeben.
Es sei, so viel verraten die Organisator:innen, ein Ort der Vergangenheit und der Zukunft. Das scheint sehr passend.
Björk meets Timothy
Kunst trifft Philosophie
1., 2., 8. und 9. Oktober 2022 – 20:00 Uhr
Treffpunkt: Hof der Kulturetage
Bahnhofstraße 11 | 26122 Oldenburg
Festes Schuhwerk und eine Taschenlampe werden empfohlen.
Karten unter www.kulturetage.de
© björk/1996/lorenzo/agius; ©
timothy/morton; Bildmontage: Bernhard Weber
Begleitend bietet das Schlaue Haus Oldenburg drei populärwissenschaftliche philosophische Vorträge an, die ausgewählte Aspekte der szenischen Lesung näher beleuchten. Eine Teilnahme an den anderen Veranstaltungen ist keine Voraussetzung.
Mehr Informationen sowie das komplette Programm gibt es auf der Website der Island Begegnungen.
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