11.06.2024

Der Uhrmacher des Königs

Mit Der König und der Uhrmacher hat Islands bekanntester Krimiautor Arnaldur Indriðason erstmals einen historischen Roman vorgelegt, der tief in die Geschichte eintaucht und ein atmosphärisch dichtes Porträt des Landes im 18. Jahrhundert zeichnet. 

 

Historische Uhr. Bild von Alexey Savchenko auf Unsplash.
Historischer Roman: "Der König und der Uhrmacher" von Arnaldur Indriðason. © Alexey Savchenko auf Unsplash.

Die Zeit steht still. Die kostbare Uhr, einst vom Schweizer Meister Isaak Harbrecht geschaffen, verstaubt in einem Lagerraum auf Schloss Christiansborg.

 

Dort entdeckt sie der aus Island stammende Uhrmacher Jón Sivertsen und macht sich ans Werk, die beschädigte Mechanik zu reparieren. Eines Tages steht König Christian VII. vor ihm und will mehr wissen – über die weltberühmte Uhr und das Leben in der dänischen Kolonie.

 

Mit Der König und der Uhrmacher hat Arnaldur Indriðason, dessen Kriminalromane in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden, erstmals einen historischen Roman vorgelegt. Der Titel, der es in Island bis an die Spitze der Bestsellerliste schaffte, war für den Isländischen Literaturpreis nominiert.

 

Zwei Handlungsebenen

 

Das Buch spielt auf zwei Handlungsebenen: Zwischen dem aufbrausenden Herrscher und dem ergebenen Handwerker entspannt sich ein Gespräch, und Jón erzählt von seinem Vater Sigurður, einem Bauern aus den Westfjorden, der vom dänischen König wegen vermeintlich falscher Vaterschaft zum Tode verurteilt wurde. Auch Jóns Leben hängt am seidenen Faden, denn Friedrich V. war der Vater des geistig verwirrten Regenten.

 

So wird der Lagerraum zur Bühne für ein fesselndes Kammerspiel um zwei Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Mit Christian VII. hat Arnaldur Indriðason eine historische Figur in den Mittelpunkt gerückt, die uns heute vor allem wegen der Affäre um den Leibarzt Johann Friedrich Struensee ein Begriff ist.

 

Wir erfahren nicht nur von den Intrigen am Kopenhagener Königshof, sondern auch von den haltlosen Zuständen im Island des ausgehenden 18. Jahrhunderts, das sich erst 150 Jahre später von der dänischen Herrschaft zu befreien vermochte.

 

Kein Wunder, dass die Gespräche des Königs mit dem Uhrmacher dem Kronprinzen und seiner Entourage ein Dorn im Auge sind. Ein atmosphärisch dichter Roman, der sich ebenso spannend liest wie Indriðasons Krimis. 

 

 

 

 

Arnaldur Indriðason

Der König und der Uhrmacher

 

Bastei Lübbe Verlag 2024

368 Seiten



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