13.03.2022

Eiszeit im Arktischen Rat

Der russische Angriff auf die Ukraine hat auch den Arktischen Rat entzweit.  Die westlichen Arktis-Anrainer haben ihre Mitarbeit in dem Gremium vorerst ausgesetzt, in dem Russland derzeit den Vorsitz hat. Ob der Rat seine Arbeit wieder aufnehmen wird, ist unklar. 

 

Wolken über arktischen Eisblöcken. Bild von Jennifer Latuperisa-Andresen auf Unsplash.
Eisige Stimmung im Arktischen Rat nach Russlands Angriff auf die Ukraine. © Jennifer Latuperisa-Andresen auf Unsplash.

 

Neue Eiszeit im hohen Norden: Der Arktische Rat hat seine Arbeit vorerst eingestellt. Die sieben westlichen Arktis-Anrainer kündigten Anfang März an, dass sie vorerst nicht an den Treffen des Gremiums teilnehmen werden. Russland hat derzeit den Vorsitz inne.

 

In einer gemeinsamen Erklärung verurteilten Dänemark, Finnland, Island, Kanada, Norwegen, Schweden und die USA die „grundlose Invasion der Ukraine“. Die Zusammenarbeit im Rat habe stets auf den Grundsätzen von Souveränität und territorialer Integrität gegründet, betonten die westlichen Arktis-Länder und kritisierten die „offenkundige Verletzung dieser Prinzipien“ durch Russland.

 

Auf der Website findet sich aktuell der Hinweis, dass alle offiziellen Treffen des Arktischen Rates und seiner Unterorganisationen bis auf weiteres ausgesetzt seien.

 

Die sieben Arktis-Länder wollen nun prüfen, unter welchen Bedingungen die Arbeit fortgesetzt werden kann. In ihrer Erklärung unterstrichen sie die wichtige Rolle des Rates für die Arktis und die dort lebenden Menschen.

 

Im Mai 2021 hatte Russland den Vorsitz von Island übernommen, das den Rat turnusgemäß zwei Jahre lang angeführt hatte. Schon damals gab es Befürchtungen, dass Russland die Vorsitzrolle vor allem nutzen werde, um eigene strategische Interessen in der Region durchzusetzen.

 

Schwierige Zusammenarbeit 

 

Der Arktische Rat ist das wichtigste zwischenstaatliche Forum für die Region. Doch bereits in den vergangenen Jahren hatte sich die Zusammenarbeit zunehmend schwieriger gestaltet.

 

Dies bekam auch das kleine Island während seines zweijährigen Ratsvorsitzes zu spüren, als es seine Agenda gegen die Einzelinteressen der Großmächte durchsetzen musste. Die Rivalität um Ressourcen in der Region wie Öl und Gas ist groß. Der Klimawandel verschärft den Wettbewerb, denn künftig dürften Schifffahrtsrouten längere Zeit eisfrei sein.

 

So erhebt Russland Anspruch auf 1,2 Mio. Quadratkilometer Fläche und setzt auf verstärkte Militärpräsenz in der Region. Im Oktober 2020 beschloss Moskau eine überarbeitete Nationale Arktis-Strategie, die bis zum Jahr 2035 gelten soll und bei der Entwicklung des Landes auf arktische Ressourcen setzt.

 

Bereits mit der Annexion der Krim waren die Beziehungen zwischen den Arktis-Anrainern frostiger geworden. Wie es nun mit dem Rat weitergeht, der nach dem Konsensprinzip arbeitet und bei Entscheidungen Einstimmigkeit erfordert, ist offen.

 

Sollten sich Schweden und Finnland weiter der Nato annähern oder dieser sogar beitreten, werde Russland nicht in den Rat zurückkommen, zitierte Reuters den kanadischen Politologen und Arktis-Experten Robert Huebert von der Universität von Calgary. Denn „dann würde sich Russland im Arktisrat sieben Nato-Staaten gegenübersehen.“

 

Und ohne Russland, auf das die Hälfte des arktischen Territoriums entfalle, könne der Arktische Rat nicht existieren, sagt sein Kollege Whitney Lackenbauer von der Trent University in Peterborough. 


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