18.04.2024
Hausbesitzer in der vom Vulkanausbruch betroffenen isländischen Hafenstadt Grindavík können ihre Gebäude nun an die staatseigene Immobiliengesellschaft Þórkatla verkaufen. Derweil fließen die gigantischen Lavaströme auf der Reykjanes-Halbinsel weiter.
Die staatseigene Immobiliengesellschaft Þórkatla hat Mitte April 2024 die ersten Kaufverträge für Wohnhäuser in der vom Vulkanausbruch betroffenen Hafenstadt Grindavík abgeschlossen. Dies berichtete die Tageszeitung Morgunblaðið auf ihrer Website.
Der Vorgang wird über die Internetseite island.is abgewickelt. Es ist das erste Mal, das Kaufverträge für Immobiliengeschäfte in Island elektronisch erfasst werden.
Die Hausbesitzer erhalten demnach 95 Prozent des Feuerversicherungswertes für ihr Haus. Für in Bau befindliche Gebäude liegt der Kaufpreis bei 95 Prozent der geschätzten Kosten für den Bau, entsprechend dem aktuellen Bauabschnitt.
Die Transaktion soll ein bis drei Monate nach Unterzeichnung der Kaufvereinbarung erfolgen. Anträge sind bis zum 31. Dezember 2024 möglich. Bisher sind laut Morgunblaðið 675 Ersuchen eingegangen.
Sofern die Eigentümer bereits eine Entschädigung von Islands Naturkatastrophenversicherung (NTÍ) erhalten haben, geht das Gebäude ohne Geldleistung in den Bestand der staatseigenen Immobiliengesellschaft über.
21.12.2021 | © Unsplash
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Betroffene, die sich gegen einen Verkauf ihrer Immobilie an Þórkatla entscheiden, können gleichwohl eine Entschädigung über NTÍ beantragen. Laut der Versicherung umfassten die abgesicherten Immobilien in Grindavík im Herbst 2023 einen Wert von mehr als 150 Milliarden Isländische Kronen (ISK).
In Island ist Wohneigentum über die NTÍ gegen Schäden durch Naturkatastrophen versichert. Zudem besteht die Möglichkeit, Hausrat mit einer Feuerversicherung gegen Erdbeben, Vulkanausbrüche etc. abzusichern.
Wie der Vorstandsvorsitzende der NTÍ, Sigurður Kári Kristjánsson, im Herbst in einem Interview mit der Tageszeitung Morgunblaðið berichtete, gibt es drei Säulen der Finanzierung: einen Fonds und Rückversicherungsverträge im Ausland, die zusammen Entschädigungszahlungen in Höhe von rund 100 Milliarden ISK abdecken, sowie bei Bedarf Kredite, für die eine staatliche Bürgschaft vergeben wird; hierfür ist die Zustimmung des Finanzministers erforderlich.
Zukunft Grindavíks ist ungewiss
Der aktuelle Vulkanausbruch an der Kraterreihe Sundhnúkagíga nördlich von Grindavík begann Mitte März 2024; es ist der vierte seit Beginn der Eruptionsaktivitäten im Oktober 2023 und der zweitlängste auf der Reykjanes-Halbinsel seit 2021. Lediglich der Ausbruch am Tafelvulkan Fagradalsfjall dauerte länger.
Das ausgetretene Magma strömte zeitweise mit einer Rate von 100 bis 200 Kubikmetern pro Sekunde aus der rund 2,9 Kilometer langen Lavaspalte – eine Dimension, die Lavaströme früherer Ausbrüche deutlich übertraf. Die Eruptionen waren selbst von der nur 40 Kilometer nordöstlich gelegenen Hauptstadt Reykjavík aus zu sehen.
Das bei Reisenden beliebte Thermalbad Blaue Lagune wurde im März erneut evakuiert. Auch die wenigen Anwohner:innen, die zwischenzeitlich nach Grindavík zurückgekehrt waren, mussten den Ort aus Sicherheitsgründen wieder verlassen. Die Zukunft des Hafenstädtchens mit seinen 4.000 Einwohner:innen ist ungewiss.
Vulkanausbrüche sind zwar in ganz Island üblich, aber die jüngste Aktivität ereignete sich in einer Region, die seit Jahrhunderten ruhig war.
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