22.03.2023
Mit Gletschergrab hat Óskar Thór Axelsson den Thriller Operation Napoleon von Arnaldur Indriðason verfilmt – eine actionreiche Geschichte um ein jahrzehntealtes Flugzeugwrack, das ein Geheimnis birgt. Mit dabei: Ólaf Darri Ólafsson und Wotan Wilke Möhring.
Ein abgerissenes Rad liegt im Schnee. Nur wenige Meter weiter ragt der Rumpf der Maschine empor. Eine alte Junker, auf deren Heck ein Hakenkreuz prangt. An Bord: die Leichen der deutschen Besatzung – und ein US-amerikanischer Pilot.
Jahrzehntelang lag das Wrack am Vatnajökull verborgen. Jetzt hat der Gletscher seine Beute freigegeben. Doch bevor Elías und seine beiden Freunde das abgestürzte Flugzeug näher begutachten können, taucht wie aus dem Nichts eine vermeintliche Klimawissenschaftlerin auf, die sich schon bald als wenig zimperliche Spezialagentin entpuppt.
Das Geheimnis, das hier seit 1945 schlummerte, hat die CIA auf den Plan gerufen, die keine lästige Zeugen gebrauchen kann. Das bekommt auch Elías zu spüren, dem es gerade noch gelingt, seine Schwester in Reykjavík zu alarmieren, bevor ihn die Geheimdienstler außer Gefecht setzen.
Deutsch-isländische Koproduktion
Schon bald erhält auch Kristín (gespielt von Vivian Ólafsdóttir, bekannt aus der isländischen Erfolgskomödie Cop Secret) ungebetenen Besuch und hat die Schergen des undurchsichtigen CIA-Manns William Carr (Iain Glen, bekannt aus Game of Thrones) an den Fersen.
Hilfe holt sich die unerschrockene Bankangestellte bei ihrem einstigen Lover Steve Rush, der als Historiker praktischerweise Zugang zu den Datenbanken der US-Botschaft hat. Verzweifelt versuchen sie herauszufinden, was es mit dem mysteriösen Flugzeug auf sich hat – um Kristíns Bruder Elias aus den Fängen der Häscher zu befreien.
Mit Gletschergrab hat Regisseur Óskar Thór Axelsson den Thriller Operation Napoleon (Napóleonsskjölin) von Arnaldur Indriðason verfilmt. Eine deutsch-isländische Koproduktion, die auf Island und in Nordrhein-Westfalen gedreht wurde.
Die Handlung ist gegenüber dem Buch deutlich gestrafft und auf wenige Figuren konzentriert. Das tut der Geschichte gut.
Der Plot ist stringenter als bei Indriðason – auch wenn dabei manche Zwischentöne verloren gehen.
Das gilt auch für den (im Buch nicht vorkommenden) Bösewicht Simon (Tatort-Star Wotan Wilke Möhring), der recht eindimensional daherkommt.
Mehr Raum erhält da schon Bauer Einar, dargestellt von Islands Schauspiel-Star Ólaf Darri Ólafsson, der gerade im ZDF als wortkarger Kommissar in der isländischen Erfolgsserie Trapped – Gefangen in Island zu sehen ist.
Im Buch ist dessen Vater Jón, der mit seinem Bruder am Fuße des Gletschers lebt und den Absturz der Junker 1945 beobachtete, nur eine Randfigur. Im Film fungiert Sohn Einar als charismatischer Sidekick, und der kauzige Einsiedler, den Ólafsson mit sichtlichem Spaß mimt, kommt am Ende Kristín und Steve bei der Befreiung von Elías spektakulär zu Hilfe.
Bei Indriðason geht die Geschichte weniger glimpflich aus. Am Ende ist Steve tot, erschossen vom skrupellosen Agenten Ratoff, und Kristín lebt in ständiger Angst vor den CIA-Schergen, bis sie sich Jahre später doch noch aufmacht, das Rätsel der „Operation Napoleon“ zu lösen.
Regisseur Óskar Thór Axelsson tut gut daran, keine Verschwörungstheorien über das Schicksal der NS-Führungsriege zu bedienen. Statt um geflüchtete Nazi-Größen geht es im Film um verschollenes Gold, und anders als bei Indriðason gibt es auf der Leinwand ein Happy End – zumindest vorläufig.
Am Ende sitzen Kristín, Steve und Bauer Einar vereint im Flieger in Richtung Polen, um sich auf die Suche nach dem Raubgold zu machen. Allein, Fiesling Simon sitzt ihnen schon wieder im Nacken. Sie wissen es nur noch nicht.
Gletschergrab im Kino: