07.11.2023

Eiskalter Mord

Áróras Schwester ist in Island verschwunden. Ihre Mutter drängt die Finanzermittlerin, nach der Vermissten zu suchen. Verdächtige gibt es viele; doch das weiß die Geschäftsfrau nicht. Und so tappt sie im neuesten Thriller von Lilja Sigurðardóttir Höllenkalt im Dunkeln.

 

Blauer Hartschalenkoffer. Bild von Tuan Nguyen auf Unsplash.
Ein Koffer, eine Leiche, viele Verdächtige: "Höllenkalt" von Lilja Sigurðardóttir. © Tuan Nguyen auf Unsplash.

Zwei Wochen. So lange hat Ísafold keinen Post mehr abgesetzt.

 

Ihre Schwester sei verschwunden, sagt die besorgte Mutter am Telefon und drängt Áróra, von Newcastle nach Island zu reisen, um nach dem Rechten zu schauen.

 

Keine dankbare Aufgabe, hat sich Áróra in der alten Heimat – anders als Ísafold – doch niemals wohl gefühlt, und gegen ihre Schwester hegt sie seit langem Groll.

 

Immer wieder hat diese sich geweigert, ihren gewalttätigen Verlobten zu verlassen – Klinik, Schmerzen und Frauenhaus zum Trotz.

 

Für die Leser:innen wird bereits auf den ersten Seiten klar, dass ein Verbrechen geschehen ist. Aber wer hat die Tat begangen?

 

Mit Höllenkalt hat Lilja Sigurðardóttir, wie schon in ihren vorherigen Bänden, erneut einen düsteren Thriller vorgelegt, in dem eine toughe Frau die Hauptrolle spielt.

 

Áróra ist private Finanzermittlerin und kämpft mit Leidenschaft gegen Wirtschaftskriminalität. Als sie feststellt, dass ihr neuer Lover Hákon in Island krummen Geschäften nachgeht, begibt sich auf die Spur des Geldes – und plötzlich hat es die hartnäckige Businessfrau mit zwei Fällen zu tun.

 

24.07.2021

Mit ihrer Island-Trilogie führt uns Lilja Sigurðardóttir in die Zeit nach dem Bankencrash 2008. Eine Drogendealerin, eine Bankerin und eine Ex-Ermittlerin sind in kriminelle Machenschaften verstrickt. Über ein Land, das seine Unschuld verloren hat. Mehr

© Unsplash


Dabei gibt es auch ein kurzes Wiedersehen mit einer alten Bekannten: der hartgesottenen Bankerin Agla aus der 2020/2021 auf Deutsch erschienenen Island-Trilogie von Lilja Sigurðardóttir.

 

Bald schon rückt die Erzählung drei Verdächtige in den Fokus: Ísafolds gewalttätigen Verlobten Björn, der sein Leben als Drogendealer finanziert, den seltsamen Nachbarn Grímur, der zurückgezogen lebt und offenkundig mit psychischen Problemen zu kämpfen hat, und den jungen Flüchtling Ómar, der bei einer alten Frau untergetaucht ist und zu unkontrollierten Wutausbrüchen neigt.

 

Jeder von ihnen könnte es gewesen sein. Doch als Leser:in ist man nicht schlauer als die Hauptfigur und folgt der Geschichte atemlos.

 

Die kurzen zwei- bis vierseitigen Kapitel sorgen für ein hohes Erzähltempo. Durch die ständig wechselnde Perspektive verstärkt sich die Wirkung.

 

Unterstützung erfährt Áróra von ihrem „Onkel“ Daníel, der ruhige und sympathische Ex-Mann ihrer Tante, den sie als Polizist in die Suche nach Ísafold einweiht. Doch ist er auch vertrauenswürdig?

 

So wie zusehends unklarer wird, wem Áróra trauen kann, verschwimmen auch Recht und Unrecht in der Geschichte.

 

Am Ende ziehen die Ermittler die falschen Schlüsse. Da immerhin sind ihnen die Leser:innen endlich voraus. Ein Finale mit Gruseleffekt.  

 

 

 

Lilja Sigurðardóttir

Höllenkalt

Ein Island-Krimi

367 Seiten

DuMont Buchverlag, Köln

Erscheinungstermin: 10.10.2023



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