09.05.2022
Ein Startup aus Island kämpft mit künstlicher Intelligenz gegen Lebensmittelverschwendung. Die App GreenByte erfasst, wie viel Gemüse, Obst und andere Lebensmittel in Restaurants über den Tisch gehen – und welche Mengen sie dafür bestellen müssen.
Clever einkaufen – dabei soll eine App aus Island Restaurants helfen. Mit künstlicher Intelligenz will das Startup GreenByte dafür sorgen, dass künftig weniger Essen im Müll landet.
Hinter dem Projekt stecken die Kanadierin Jillian Verbeurgt und Renata Bade Barajas aus Mexiko. Vor fünf Jahren kamen die beiden zum Studium nach Island. Heute mischen sie mit ihrem Kampf gegen Foodwaste die europäische Startup-Szene auf.
Täglich landen in Europa rund 240 Tonnen Lebensmittel im Abfall. Nicht nur in privaten Haushalten, sondern auch in Lebensmittelmärkten und Restaurants. Hier setzt GreenByte an. „Während wir unseren Master machten, arbeiteten wir beide in Restaurants und mussten viel Essen wegschmeißen“, berichtete Renata Bade Barajas dem Online-Portal Reykjavík Grapevine. „Es war so ein Jammer."
"Ich entwarf eine Tabelle und bat alle aufzuschreiben, was sie wegwerfen; aber keiner tat es“, erinnert sie sich. So kam der Algorithmus ins Spiel. Mit Hilfe mathematischer Formeln kann die Web-App voraussagen, was die Gäste bestellen werden und wie viel Lebensmittel dafür nötig sind.
Der Algorithmus analysiert dazu unterschiedlichste Daten wie Speisekarten und Vorräte, bisherige Bestellungen, das Wetter oder auch Ferienzeiten. „Stellen Sie sich einen heißen Tag vor. Wollen Sie da Suppe essen oder doch lieber einen Smoothie nehmen?“, sagt Renata Bade Barajas.
Auf diese Weise können die Restaurants besser planen und ihre Lagerbestände organisieren. Schöner Nebeneffekt: Wird passgenau eingekauft und weniger weggeschmissen, sinken die Ausgaben und der Umsatz erhöht sich.
Um den Algorithmus zu entwickeln, arbeitete Jillian Verbeurgt mit einem mittelgroßen isländischen Restaurant zusammen. Die Fallstudie zeigte: „In einem Monat ließen sich 251 Kilo an Lebensmittelabfällen einsparen, was ungefähr 628 kg CO2 entspricht.“ Zugleich konnte das Restaurant die Kosten um rund 8.500 Euro Kosten pro Monat senken.
Restaurants zahlen monatliche Gebühr
Um die App nutzen zu können, zahlen Restaurants eine monatliche Gebühr. Das Team bietet den Lokalen dafür technischen Support an. Der Preis hängt davon ab, wie umfangreich die Speisekarte ist.
Über den isländischen Startup-Markt wussten die beiden Gründerinnen zu Beginn wenig. „Sicherlich wäre alles ein wenig einfacher, wenn wir Isländerinnen wären. Gerade bei älteren Inhabern ist es besser, wenn der Erstkontakt auf Isländisch erfolgt“, zitiert sie das Online-Portal Reykjavík Grapevine.
Dennoch ließ der Erfolg nicht lange auf sich warten, und inzwischen hat sich GreenByte auch in der europäischen Startup-Szene einen Namen gemacht. Bei den Nordic Startup Awards wurde die App für den Best Newcomer Award nominiert, und auch zum EU Startups Summit gab es eine Einladung.
Doch die beiden Gründerinnen denken bereits weiter. In den kommenden fünf Jahren soll sich GreenBytes am internationalen Markt positionieren. Doch zuvor wollen sie die Cloud-basierte Lösung perfektionieren.
In Zukunft, so hoffen die beiden, sollen auch Lebensmittelmärkte oder Kantinen die App nutzen. „Ich stelle mir eine Zukunft vor, in der wir die gesamte Food-Kette optimieren. Denn Lebensmittelverschwendung gibt es nicht nur in Restaurants oder in privaten Haushalten. Sie beginnt schon in dem Moment, in dem wir Nahrungsmittel produzieren“, ist Renata Bade Barajas überzeugt.
„Wenn wir vorhersagen können, was die Menschen in Reykjavík essen werden, können wir Landwirten sagen, wie viel sie anbauen müssen.“