15.05.2023
In Island fühlen sich viele LSBTI+-Personen gut aufgehoben. Auf der Transgender Map der ILGA, der weltweiten Dachorganisation der Schwulen-, Bisexuellen-, Trans- und Intersexuellen-Verbände, landete der Inselstaat in den Top 5 und führt die Transgender Map an.
In Island fühlen sich LSBTI+-Personen besonders gut aufgehoben. In der Rainbow Europe-Studie belegte der Inselstaat jetzt Platz 5. Er gehört damit zu den sichersten Ländern für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans- und Intersexuelle in Europa.
Seit 2009 veröffentlicht die Internationale Lesben-, Schwulen-, Bisexuellen-, Trans- und Intersexuellenvereinigung (ILGA) – der weltweite Dachverband der LSBTI+-Organisationen – jährlich einen Bericht, der die rechtliche und politische Situation von queeren Menschen in Europa untersucht.
Für die aktuelle Rainbow Map beleuchtete die Organisation, die sich für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans- und Intersexuelle einsetzt, insgesamt 49 Länder in Europa.
Skala von 0 bis 100 Punkten
Für jedes Land in der Rangliste wird eine Punktzahl auf einer Skala von 0 bis 100 vergeben. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um ein Ranking auf Basis der bereits erlassenen Gesetze und Strategien zum Schutz der Rechte und Freiheiten von LSBTI+-Menschen.
Island kam 2023 auf einen Wert von 71 Prozent (2022: 63%). 2018 hatte es noch auf Rang 18 gelegen und kletterte somit innerhalb von fünf Jahren um 13 Plätze nach oben.
Zum Vergleich: Deutschland lag 2023 bei 55 Prozent (2022: 53%); Italien kam wie 2022 auf 25 Prozent, Polen lag 2023 bei 15 Prozent (2022: 13%), Russland kam wie im Vorjahr 2023 auf 8 Prozent und die Türkei lag erneut nur bei 4 Prozent (2022: %).
Den Spitzenplatz hält 2023 Malta mit 89 Prozent (2022: 92%), gefolgt von Belgien mit 76 Prozent (2022: 72%), Dänemark mit 76 Prozent (2022: 74%) und Spanien mit 74 Prozent (62 %).
Auf der Transgender Map schaffte es Island in diesem Jahr sogar auf Platz 1. Die Karte gibt einen Überblick über den rechtlichen Status von Transgender-Personen.
Präsentiert wurden die Ergebnisse auf dem von Island ausgerichteten IDAHOT+-Forum. An der Veranstaltung im Konferenzzentrum Harpa nahmen Islands Premierministerin Katrín Jakobsdóttir, Außenministerin Þórdís Kolbrún Reykfjörð Gylfadóttir sowie der Minister für Soziales und den Arbeitsmarkt, Guðmundur Ingi Guðbrandsson, teil.
„Ich bin hoch erfreut zu sehen, dass Island auf der Rainbow Map der ILGA den fünften Platz einnimmt und den ersten Platz auf der Transgender Map. Das ist das Ergebnis starker Politik und zeugt zudem von der unermüdlichen Arbeit unserer LSBTI+-Organisationen und Aktivist:innen, die sich für eine bessere und gerechtere Gesellschaft einsetzen“, betonte Islands Regierungschefin Katrín Jakobsdóttir in ihrer Rede.
Reformen zum Schutz von LSBTI*-Personen
Seit der Veröffentlichung der letzten Rainbow Europe Map im Mai 2022 hat die isländische Regierungen unter Ministerpräsidentin Katrín Jakobsdóttir von der Links-Grünen Bewegung zahlreiche Verbesserungen für LSBTI+-Personen herbeigeführt.
Neben einer Reform des Gesetzes zur Gleichbehandlung auf dem Arbeitsmarkt (Act on Equal Treatment on the Labour Market) erfolgte eine Verschärfung des isländischen Strafrechtes bei Hassreden (hate speech) und Hasskriminalität (hate crimes).
Dabei handelt es sich um politisch motivierte Straftaten, bei denen das Opfer vom Täter vorsätzlich nach dem Kriterium der (wirklichen oder vermuteten) Zugehörigkeit zu gesellschaftlichen Gruppe gewählt wird; dazu gehören etwa der soziale Status oder die Berufsgruppe, die politische Orientierung, das Geschlecht bzw. die sexuelle Orientierung, Religion und Glaube, Herkunft, Nationalität oder Aussehen bzw. geistige oder körperliche Beeinträchtigungen.
Zudem hat das isländische Parlament AlÞing im Oktober 2022 den ersten Nationalen Aktionsplan für die Rechte von LSBTI+-Personen verabschiedet.
„Der Kampf für LSBTI+-Rechte geht weiter, und wir müssen wachsam bleiben angesichts der zahlreichen Herausforderungen“, so Ministerpräsidentin Jakobsdóttir in ihrer Rede.
Internationaler Aktionstag IDAHOBIT
Die Rainbow Europe-Studie wird alljährlich zum Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie bzw. -feindlichkeit (International Day Against Homophobia, Biphobia, Interphobia and Transphobia, kurz: IDAHOBIT) am 17. Mai 2023 veröffentlicht.
Am 17. Mai 1990 wurde Homosexualität aus dem Diagnoseschlüssel ICD-10 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gestrichen; seither gilt sie offiziell nicht mehr als Krankheit.
Seit 2005 wird das Datum von Homosexuellen als Aktionstag begangen.
Transsexualität wurde erst 2018 mit dem Erscheinen der ICD-11 von der WHO als Krankheit gestrichen. Seither begehen auch Trans-, Bi- und Intersexuelle den Aktionstag.
Doch noch immer werden LSBTI*-Personen in zahlreichen Ländern weltweit strafrechtlich verfolgt; in elf Staaten droht ihnen sogar die Todesstrafe.
Vielerorts sind Behörden zudem an der Unterdrückung von LSBTI+-Personen beteiligt und verweigern diesen den Schutz vor Anfeindungen und Gewalt.