05.09.2023

Island erlaubt Walfang unter Auflagen

Der Walfang in Island ist seit dieser Woche wieder erlaubt. Nach einer Zwangspause hat die isländische Regierung die umstrittene Praxis erneut freigegeben – wenn auch unter verschärften Bedingungen. Allein, einige Änderungen treten erst mit Verzögerung in Kraft. 

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Wal taucht aus Meer auf. Bild von Rod Long auf Unsplash.
Island setzt umstrittenen Walfang vorerst fort. © Rod Long auf Unsplash.

Der Walfang in Island ist seit dieser Woche wieder erlaubt. Islands Regierung hat grünes Licht für die Fortsetzung der umstrittenen Praxis gegeben. 

 

Fischereiministerin Svandís Svavarsdóttir veröffentlichte am vergangenen Donnerstag eine neue Verordnung, die schärfere Anforderungen für Walfang-Unternehmen sowie eine stärkere Kontrolle durch die Aufsichtsbehörden vorsieht.

 

Die Maßnahmen umfassen Ausbildung, Jagdausrüstung und -methoden, wie die Regierung auf ihrer Website schreibt. Ziel sei es, dass bei der Waljagd das Tierwohl künftig stärker berücksichtigt wird.

 

Zahlreiche Änderungen treten jedoch erst zum 18. September 2023 in Kraft. Dies sorgt bei Tierschützern wie dem isländischen Naturschutzbund für Unmut.

 

Neue Regeln sollen Walfang transparenter machen

 

Mit der neuen Verordnung soll die Jagd auf die Meeressäuger in Island künftig transparenter erfolgen. Walfänger sind ab jetzt dazu verpflichtet, ihre Praxis in einem speziellen Logbuch zu dokumentieren. Dieses muss für Aufsichtspersonen und Ministerium zugänglich sein.

 

Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass die erjagten Tiere so schnell und schmerzlos wie möglich getötet und Verstümmelungen und Qualen für die Wale vermieden werden.

 

Die Änderung tritt allerdings erst zum 18. September in Kraft, so dass der aktuell einzige isländische Lizenzinhaber, das Unternehmen Hvalur hf., bis dahin von den Dokumentationspflichten befreit ist.

 

Dies gilt auch für die Ausbildung der Walfänger. So tritt die Regelung, dass Schützen einen Kursus zur Handhabung von Harpune und Sprengladung absolvieren müssen, erst in zwei Wochen in Kraft.

 

Auch die Anforderung, einen Kurs zur Biologie der Wale, ihrem Verhalten, Schmerzempfinden und Stress, sowie zu den geltenden rechtlichen Bestimmungen zu belegen, greift erst Mitte September.


Weitere Vorgaben:

 

  • Künftig muss das Walfang-Unternehmen alle Vorfälle bei der Jagd den Aufsichtsbehörden so schnell wie möglich anzeigen – mindestens aber innerhalb von zwei Tagen, nachdem die Fahrt stattgefunden hat.
  • Auch ist ab nun zu melden, wenn der Verdacht besteht, dass ein Kalb der Walkuh folgt oder ein beschossenes Tier entkommen ist.
  • Der Walfang hat zudem in Zukunft bei Tageslicht stattzufinden.
  • Mindestens drei Besatzungsmitglieder müssen Erfahrungen im Walfang mitbringen, und zwar mindestens sechs Monate innerhalb der vergangenen fünf Jahre.
  • Von dieser Regelung kann jedoch abgewichen werden, sofern ein Besatzungsmitglied seine Fähigkeiten und sein Wissen bereits belegt hat.
  • Die Veterinäraufsichtsbehörde MAST wird den Walfang auch weiterhin per Video dokumentieren, um sicherzustellen, dass bei der Jagd alle gesetzlichen Bestimmungen eingehalten wurden.

Der Fachrat für Tierwohl war im Juni zu dem Ergebnis gekommen, dass die Jagd auf Wale nicht im Einklang mit dem isländischen Tierschutzgesetz stehe. Die Fischereiministerin hatte den Walfang daher vor Beginn der Jagdsaison zwischenzeitlich ausgesetzt.

 

Eine daraufhin vom Ministerium eingerichtete Arbeitsgruppe aus Fachleuten der isländischen Veterinärbehörde und des Fischereiministeriums hatte Ende August jedoch befunden, dass der Walfang unter verschärften Bedingungen fortgeführt werden kann.

 

Die aktuelle Lizenz für das Unternehmen Hvalur hf. gilt noch bis zum Jahresende.

 

Die Links-Grüne Bewegung von Premierministerin Katrín Jakobsdóttir, der auch die Fischereiministerin angehört, will den Walfang in Island verbieten.

 

Praxis soll zum Jahresende erneut geprüft werden

 

Zum Ende der Jagdsaison soll die Frage anhand der dann vorliegenden Daten erneut überprüft werden, kündigte die Regierungschefin an.

 

Island zählt zu den wenigen Ländern weltweit, in denen die kommerzielle Waljagd noch erlaubt ist. In den vergangenen Wochen war in Parlament und Öffentlichkeit kontrovers über die Zukunft der umstrittenen Praxis diskutiert worden.

 

Eine aktuelle Studie hatte zuletzt gezeigt, dass die ökonomischen Effekte der Branche gering sind, was die Debatte weiter befeuert hatte.


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