05.02.2022

Island will Walfang beenden

Tierschutz-Organisationen kritisieren die Jagd auf die Meeresriesen seit langem. Nun will auch Islands Regierung dem umstrittenen Walfang bis 2024 ein Ende bereiten. Der Grund: die rückläufige Nachfrage und ein Umschwung in der öffentlichen Meinung.  

 

Wale in der Arktis. Bild von  Rod Long auf Unsplash.
Island will die kommerzielle Jagd auf die Meeresriesen abschaffen. © Rod Long auf Unsplash.

 

Islands Regierung will den Walfang ab 2024 nicht mehr genehmigen. Fischereiministerin Svandís Svavarsdóttir kündigte am Freitag an, dass die aktuellen Fangquoten nach jetzigem Stand nicht verlängert werden.

 

Es gebe nur wenig Hinweise darauf, dass der Walfang für Island von wirtschaftlichem Nutzen sei, schrieb die Politikerin der Links-Grünen Bewegung in einem Beitrag für die isländische Tageszeitung Morgunblaðið .

 

Neben Japan und Norwegen ist Island das einzige Land weltweit, das die Jagd auf die Meeressäuger noch erlaubt. Jeden Sommer dürfen in isländischen Gewässern 209 Finnwale und 217 Zwergwale erlegt werden. Tierschutz-Verbände kritisieren dies seit langem.

 

De facto wurde in den vergangenen drei Jahren allerdings nur ein einziger Wal erlegt, da die beiden Walfangunternehmen des Landes ihre Fanglizenzen nicht nutzten.  

 

Fünf Gründe für das Walfang-Aus 

 

Erstens: Der Export geht zurück. Hauptabnehmer Japan nimmt immer weniger Walfleisch ab, seit es die umstrittene Praxis 2019 selbst wieder erlaubt hat.


Zweitens: Die Fischindustrie unterstützt den Walfang nicht mehr, weil sie um ihren guten Ruf auf dem US-Markt fürchtet. „Man will sich nicht länger rechtfertigen müssen“, zitierte der National Geographic in einem Bericht von 2020 Árni Finsson von der Iceland Nature Conservation Association. Aber auch hiesige Unternehmen wie die Deutsche See in Bremerhaven lehnen den Walfang ab.


Drittens: In Island wird kaum Walfleisch gegessen. Laut einer Umfrage für den International Fund for Animal Welfare (IFAW) 2018 haben 84% der Befragten es noch nie probiert; nur 1% gab an, regelmäßig Wal zu essen.  


Viertens: Auch Reisende aus dem Ausland greifen immer seltener zu. Das dürfte auch mit der Kampagne „Meet Us Don´t Eat Us“ zusammenhängen, die der IFAW gemeinsam mit lokalen Whalewatching-Firmen gestartet hat. Walbeobachtung ist eine beliebte Touristen-Attraktion in Island, die in Vor-Corona-Zeiten für Einnahmen von rund 20 Millionen Euro pro Jahr sorgte.  


Fünftens: Die Kampagne bewog Islands Regierung im November 2017 dazu, die Schutzgebiete in der Bucht vor Reykjavík auszuweiten, damit Walfänger und Walbeobachter sich nicht in die Quere kommen.

 

Internationales Walfang-Moratorium

 

Seit 1986 verbietet ein Moratorium der Internationalen Walfangkommission die kommerzielle Jagd auf die Meeresriesen. Norwegen und Island haben jedoch Einspruch dagegen erhoben und fühlen sich nicht daran gebunden.

 

Island hatte den Walfang 2006 nach 14 Jahren Pause wieder aufgenommen. Seither wurden mehrere hundert Finnwale sowie eine große Anzahl von Zwergwalen erlegt, so die Ministerin.

 

Islands größtes Walfangunternehmen Hvalur hf. ist wegen seiner Praktiken in den vergangenen Jahren immer wieder in die Schlagzeilen geraten.

 

Auch Ministerin Svandís Svavardsdóttir verwies in ihrem Beitrag für Morgunblaðið darauf, dass der Walfang kontrovers diskutiert werde und negative Konsequenzen für Island habe. Sie kündigte an, dass die Regierung noch in diesem Jahr eine Folgenabschätzung zu den wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen des Walfangs vorlegen werde.

 

Zuvor hatte die links-grüne Politikerin, die zugleich Landwirtschaftsministerin ist, bereits eine Arbeitsgruppe eingesetzt, um die umstrittene Haltung von sog. Blutstuten zu überprüfen.

 

Den trächtigen Tieren wird literweise Blut abgenommen, um das Hormon PMSG für die Schweinezucht zu gewinnen. Dabei kam es nach Medienrecherchen auch zu Misshandlungen der Stuten, was weltweit für Empörung gesorgt hat.