01.10.2021
Islands Bildungsministerin setzt auf deutliche Worte, um die isländische Sprache ins digitale Zeitalter zu retten. Jetzt flatterte Apple-Chef Tim Cook ein Beschwerdebrief ins Haus: Der Tech-Konzern solle Isländisch bitte endlich ins Betriebssystem aufnehmen.
Ob Apple-Chef Tim Cook diese Sprache wohl versteht? Islands Bildungsministerin Lilja Alfreðsdóttir hat den US-amerikanischen Tech-Konzern aufgefordert, das digitale Überleben der isländischen Sprache zu sichern.
In einem Brief appellierte sie an Cook, Isländisch in die für das Betriebssystem festgelegten Standardsprachen aufzunehmen, wie die Tageszeitung Morgunblaðið jetzt berichtete.
Der Grund: Die isländische Sprache gehört zu denen, die von digitalen Technologien am wenigsten unterstützt werden – weshalb weder Sprachassistenten wie Alexa und Siri noch Navis oder Smartphones Isländisch verstehen.
Dabei sei es eine der ältesten Sprachen der Welt und „das Herz der isländischen Kultur und Identität“, so die Bildungsministerin in dem Schreiben an Cook weiter.
Ein Drittel aller Sprachen ist bedroht
Die Sprachwissenschaft geht davon aus, dass ein Drittel der weltweit rund 7.100 Sprachen vom Aussterben bedroht ist, da nur noch wenige Tausend Menschen sie sprechen. Bis zum Ende des 21. Jahrhundert könnten nach Einschätzung der Gesellschaft für bedrohte Sprachen sogar bis zu 90% aller Sprachen verschwinden.
Die Dominanz des Englischen gefährde die kulturelle Diversität, warnte denn auch Alfreðsdóttir. „Ohne Sprache gibt es keine Ideen, und wenn alle die gleiche Sprache sprechen, sind Kreativität und Fortschritt in Gefahr.“
Bei einem anderen US-Unternehmen ist die Botschaft angekommen: Der Medienkonzern Disney sicherte inzwischen zu, seine Streaming-Dienste künftig auch in Isländisch anzubieten.
Zuvor war bei Cooks Kollege Bob Chapek ein Beschwerdebrief eingegangen, in dem Alfreðsdóttir beklagte, dass es auf Disney+ weder isländische Untertitel noch Synchron-Stimmen gebe.
Da sage noch einer, Isländisch sei eine schwere Sprache.
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