04.08.2024

Gefangen im Dunkel

Schneeweiß ist der dritte Band der isländischen Krimiautorin Lilja Sigurðardóttir um Finanzermittlerin Áróra, der nun auch auf Deutsch vorliegt. Darin rückt sie die mafiösen Praktiken von Frauenhändlern in den Fokus. Eine ebenso aktuelle wie erschütternde Geschichte. 

 

Schiffscontainer. Bild von Nikko Osaka auf Unsplash.
Ort des Verbrechens im Thriller "Schneeweiß": ein Schiffscontainer. © Nikko Osaka auf Unsplash.

Der Schiffscontainer stand mitten im Naturschutzgebiet. Vom Weg aus war er nicht zu sehen. Als der städtische Mitarbeiter einen Blick hineinwirft, kämpft er mit Übelkeit. Im Innern liegen fünf leblose Frauen.

 

Während Polizist Daníel und seine Kollegin Helena fieberhaft die Hintergründe des Verbrechens recherchieren, überprüft Finanzexpertin Áróra den zwielichtigen Lover ihrer Auftraggeberin. Zwei Fälle, die sich schon bald als einer entpuppen.

 

Mit Schneeweiß liegt nach Höllenkalt und Blutrot nun der dritte Teil von Lilja Sigurðardóttirs Krimi-Reihe um die private Ermittlerin auf Deutsch vor.

 

Nachdem im ersten Buch noch Áróra im Zentrum stand, die auf Bitten der Mutter aus England nach Island reiste, um nach ihrer verschwundenen Schwester Ísafold zu suchen, konzentriert sich die Handlung in den beiden Folgebänden verstärkt auf den Polizisten Daníel.

 

Geschlechterrollen gegen den Strich gebürstet

 

Bisher ließ Sigurðardóttir, die in den 1990er Jahren einige Jahre Geschäftsführerin der isländischen queeren Organisation Samtökin '78 war und mit einer Frau verheiratet ist, in ihren Romanen stets starke Frauenfiguren auftreten.

 

Nun tritt Áróras Geschichte zurück und wir folgen über weite Strecken Daníel, einem empathischen Ermittler, der sich von dem Leid der Opfer berühren lässt und sich als geschiedener Vater zweier Kinder schwer tut, den fordernden Job und seine Familienpflichten unter einen Hut zu bekommen.

 

Schon mit der Figur Áróras, die das große Geld und ihre Unabhängigkeit liebt, brach Sigurðardóttir mit den herkömmlichen Rollenklischees. Es ist erfrischend zu sehen, dass sie nun erneut die Geschlechterbilder gegen den Strich bürstet.

 

Wie ein roter Faden zieht sich hingegen der ständige Perspektivwechsel zwischen Opfern, Tätern und der Arbeit der Ermittelnden durch die Bände der Reihe. Das steigert noch die Spannung, die bis zum Schluss auf hohem Niveau bleibt. Dazu tragen auch die knapp gehaltenen Kapitel bei.

 

„Die isländische Krimikönigin Lilja Sigurðardóttir wird mit jedem Buch stärker“, konstatierte die Financial Times beim Erscheinen des Buches. Wie gut, dass in Island bereits die letzten beiden Teile der Áróra-Serie in den Buchläden ausliegen.

 

 

Lilja Sigurðardóttir

Schneeweiß

Ein Island-Krimi

330 Seiten

DuMont Buchverlag, Köln 2024



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