15.03.2021
Já-fólkið aus Island ist für den Oscar-Award als bester animierter Kurzfilm nominiert. Gezeigt wird der Alltag in einem Mietshaus: Schule, Arbeit, Wäsche, Geschirrspülen - stets der gleiche Trott. Kein Wunder, dass im gesamten Film nur ein einziges Wort fällt: já.
Ein Já ist ein Já ist ein Já. Oder doch nicht? Dieser Frage spürt der isländische Trickfilmzeichner Gísli Darri Halldórsson in seinem Kurzfilm Já-fólkið (Yes people) nach.
An einem Wintermorgen erwachen die Bewohner:innen eines Mietshauses, und der Alltag nimmt seinen Lauf. Während die einen am Küchentisch sitzen, schippen andere Schnee, tippen am PC oder genehmigen sich ein Gläschen, um durch den Tag zu kommen. Schule, Arbeit, Geschirrspülen – stets der gleiche Trott. Kein Wunder, dass im ganzen Film nur ein einziges Wort fällt: já.
Wie die Menschen im Haus ihren Gewohnheiten nachgehen, verrät viel über ihren Charakter: Sie sind tüchtig oder faul, süchtig oder leidenschaftlich. Und nach getanem Tagwerk sitzen am Abend alle wieder zu Hause, allein oder in trauter Zweisamkeit. Já, já.
Und so gleicht kein Já dem anderen oder wie es Regisseur Gísli Darri Halldórsson formuliert: „Du kannst das gleiche Wort aussprechen, aber wenn Du die Betonung änderst, kann es das Gegenteil bedeuten. Ich fand das sehr faszinierend.“
Reden wird überschätzt
Eines ist am Ende des Films klar: Reden wird überschätzt. Ein Wort pro Tag reicht vollkommen aus. Und das kleine Wörtchen "já" passt einfach bei jeder Gelegenheit – ob Selbstgespräch, Streit oder Liebesspiel. Es sagt alles und nichts, ist herrlich wandelbar - oder sollte man besser sagen: austauschbar? Unterhaltsam ist es allemal.
Und deshalb haben Jurys in ganz Europa bereits "já" gesagt – und den Kurzfilm mit Preisen überhäuft.
Und nun ist der Kurzfilm auch noch für den Oscar nominiert - als bester animierter Kurzfilm. Mit im Rennen: If Everything Happens I Love You (USA), Burrow (USA), Genius Loci (Frankreich) und Opera (Südkorea / USA). Die Academy Awards werden am 26. April 2021 verliehen.
Ein schöner Erfolg für den 1978 geborenen Halldórsson, der seit 2007 als Trickfilmzeichner in England, Irland, Deutschland und Island arbeitet und an Spiel- und Kurzfilmen, TV-Serien, Werbefilmen und Musikvideos mitgewirkt hat.
Bleibt zu hoffen, dass auch die Oscar-Jury "já" sagt. Wäre doch naheliegend.
Hier geht es zur Website des Films.
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