04.03.2024
Das Sach-Bilderbuch Der Tag, als die Frauen streikten schildert, wie Islands Frauen am 24. Oktober 1975 die Welt veränderten. Die kleine Anna erfährt, weshalb die Isländerinnen seither jedes Jahr an diesem Tag das Land lahmlegen – und macht fröhlich mit.
„Heute ist ein ganz besonderer Tag“, sagte Mama und band Anna einen gelben Schal um. Es ist der 24. Oktober – der Tag, an dem Islands Frauen streiken.
Gemeinsam fahren Anna und ihre Mutter in die Stadt, um für Frauenrechte zu demonstrieren – wie an jenem „Langen Freitag“ im Jahr 1975, als Mamas und Omas, Fabrikarbeiterinnen, Lehrerinnen und Seefahrerinnen zum ersten Mal die Arbeit niederlegten und zusammen durch das Land zogen, um für gleiche Rechte und Löhne zu kämpfen.
In dem inspirierenden Sachbuch Der Tag, als die Frauen streikten erfahren kleine Leserinnen (und Leser) auf 40 Seiten, wie der Streik die Welt verändert hat. In einfachen Sätzen und fröhlich bebildert, zeigt Autorin und Illustratorin Linda Ólafsdóttir, was Frauen gemeinsam erreichen können; der Verlag empfiehlt das Buch für Kinder ab 6 Jahren.
Unglaubliche 90 Prozent aller isländischen Frauen beteiligten sich vor beinahe 50 Jahren am „freien Tag der Frauen“ – und legten das Land lahm. Sie hörten auf zu kochen und zu putzen und ließen die Kinder bei ihren Vätern.
Die Männer bleiben zuhause
Die Männer mussten die ganze Arbeit übernehmen, was mehr schlecht als recht funktionierte. Die Frauen zogen derweil singend durch die Straßen. Ihre Parolen: „Ich kann es!“, „Ich traue mich!“ und „Ich mache mit!“.
Die Nachricht vom Streik der Isländerinnen verbreitete sich wie ein Lauffeuer auf der ganzen Welt, wie Annas Mama der Kleinen erklärt. Damals betrugt die Lohnlücke in Island 40 Prozent.
Ein Jahr später wurde im isländischen Parlament ein Gesetz zur gleichen Bezahlung von Frauen und Männern verabschiedet – und in vielen anderen Ländern gab es in den folgenden Jahren Demonstrationen für Frauenrechte.
Islands frühere Präsidentin Vigdís Finnbogadóttir, eine geschiedene, alleinerziehende Mutter, sieht den 24. Oktober 1975 als den Tag, der ihr – als erste Frau, die demokratisch gewählt wurde – den Weg in das höchste Staatsamt ebnete. „An diesem Tag wurde der erste Schritt für die Emanzipation der Frauen in Island unternommen“, zitiert sie das Online-Portal Iceland Review.
Jedes Jahr am 24. Oktober verlassen Frauen seither früher ihren Arbeitsplatz - zu dem Zeitpunkt, ab dem sie wegen der Lohnlücke umsonst arbeiten.
„Ich traue mich“, ruft auch Anna am Ende des Buches glücklich aus.
Weil ein Gesetz allein noch keine Gleichberechtigung bringt, steht das Thema in Islands Schulen auf dem Stundenplan. Mädchen werden aktiv gefördert. Und den 24. Oktober 1975 kennt jedes Kind – der Tag, an dem in Island die Frauen streikten.
Linda Ólafsdóttir
Der Tag, als die Frauen streikten
40 Seiten
Prestel Verlag München 2024