30.08.2021

Künstlerklause in Zürich

Islands Star-Autor Sjón ist Zürichs neuer Writer in Residence und kann sich mehrere Monate ganz dem Schreiben widmen. Doch sein umfangreiches Werk umfasst weit mehr als Romane, Gedichte und Theaterstücke - der 59-Jährige ist ein künstlerisches Multitalent. 

 

Tastatur einer Schreibmaschine. Bild von Peter Pryharski auf Unsplash.
Viel Zeit zum Schreiben: Zürichs neuer "Writer in Residence" Sjón. © Peter Pryharski auf Unsplash.

 

Vom Polarkreis in Richtung Alpen: Von August bis Dezember 2021 ist Islands Schriftsteller-Star Sjón Zürichs 22. Writer in Residence.

 

Das Programm wurde 2010 vom Literaturhaus und der Stiftung PWG und unterstützt von Stadt und Kanton Zürich ins Leben gerufen. In einer Writers-in-Residence-Wohnung können die Autorinnen und Autoren sich ein halbes Jahr lang aufs Schreiben konzentrieren.

 

Bisher waren unter anderem Shumona Sinha (Indien/Frankreich; Werke u.a. Erschlagt die Armen), Georgi Gospodinov (Bulgarien; Werke u.a. Physik der Schwermut) und Christos Chryssopoulos (Griechenland; Werke u.a. Parthenon) zu Gast.

 

Sjón, der mit bürgerlichem Namen Sigurjón Birgir Sigurðsson heißt, kam über die Poesie und die Musik zur Literatur. Bereits mit 15 veröffentlichte er seinen ersten Lyrikband, elf weitere folgten. Daneben veröffentlichte er Romane, Opernlibretti und Theaterstücke und arbeitete auch als Drehbuchautor.

 

Zudem schreibt er Liedtexte, was ihm 2001 eine Oscar-Nominierung einbrachte – für den Song I´ve Seen It All in Lars von Triers Filmdrama Dancer in the Dark mit Sängerin Björk. „Niemand verbindet Herz und Verstand poetischer als Sjón“, sagte diese einmal über ihn.

 

Einer der vielseitigsten Künstler Islands

 

Der 59-Jährige gilt als einer der vielseitigsten Künstler Islands und hat inzwischen weit über die Insel hinaus Kultstatus. Seine Werke wurden in mehr als 35 Sprachen übersetzt.

 

2005 erhielt er den Literaturpreis des Nordischen Rates für den Roman Schattenfuchs, der von einer jungen Frau erzählt, die 1883 an Bord eines gestrandeten Schiffes gefunden wird; sie ist schwanger und leidet am Down-Syndrom. 2013 folgte der Isländische Literaturpreis für den Roman Der Junge, den es nicht gab über einen jungen Stricher im Reykjavík des Jahres 1918.

 

Zuletzt ist seine über 25 Jahre hinweg entstandene Trilogie CoDex 1962 auf Deutsch erschienen, die Liebesgeschichte, Fantasy-Roman und Science-Fiction miteinander verbindet.

 

Von Wettbüros werde er bereits als Anwärter für den Literatur-Nobelpreis gehandelt, schrieb die Neue Zürcher Zeitung in einem jetzt veröffentlichten Interview mit dem Isländer. Sjón nimmt es gelassen: „Wahrscheinlich hat irgendein alter Freund beschlossen, auf mich zu wetten, um mich zu ärgern.“ 


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