25.06.2024

Eine Insel, fünf Freunde, kein Entkommen

In Rauch hat es Gerichtsmedizinerin Iðunn gleich mit mehreren Opfern zu tun. In ihrem jetzt auf Deutsch erschienenen neuen Thriller hat Islands Krimi-Königin Yrsa Sigurðardóttir einen Fall konstruiert, der viele Rätsel aufgibt. Doch die Geschichte hat Schwächen. 

 

Feuer auf Island. Bild von redcharlie auf Unsplash.
Eine Insel, fünf Freunde, kein Entkommen: Thriller "Rauch" von Yrsa Sigurðardóttir. © redcharlie auf Unsplash.

Die Kirche war beinahe leer. Viele Bekannte hatte Gugga offenbar nicht gehabt, das war schon an der Uni so.  

 

Als eine Nachbarin ihnen den Schlüssel zu Guggas Elternhaus überlässt, machen die fünf Freunde eine Entdeckung, auf die sie lieber verzichtet hätten. Und plötzlich ist die Vergangenheit wieder zum Greifen nah. Die Party, der Unfall, wenn es denn einer war, das gegenseitige Misstrauen.

 

Vielleicht war es doch ein Fehler, im tiefsten Winter nach Heimaey zu fahren, bei Kälte und Sturm, allein in einer abgelegenen Ferien-Lodge. Die Reise auf die Westmännerinseln wird für die Clique zunehmend zum Albtraum.

 

Mit Rauch hat Islands Krimi-Königin Yrsa Sigurðardóttir jetzt einen Thriller vorgelegt, der lose an die vorherigen beiden Bände anknüpft.

 

Nachdem wir in Schnee und Nacht Rettungshelferin Jóhanna und Polizist Týr gefolgt sind, steht nun Gerichtsmedizinerin Iðunn im Mittelpunkt.

 

Ermittlerteam sitzt fest

 

Gemeinsam mit Týr und dessen Kollegin Karó ist sie nach Heimaey gereist, um zwei Leichen zu untersuchen, die am Strand gefunden wurden. Wegen des Schneesturms sitzt das Ermittlerteam schon bald auf der Insel fest.

 

Aber an eine Abreise ist ohnehin nicht zu denken, denn nach und nach werden immer mehr Tote entdeckt.

 

Dabei will Iðunn, die selbst auf Heimaey aufgewachsen ist, eigentlich nur schnell wieder weg. Weder hat sie Lust, ihrem Vater zu begegnen, von dem sie einst bitter enttäuscht wurde, noch ihrer jüngeren Halbschwester Alexandra, die sich in den Kopf gesetzt hat, bei ihr in Reykjavík unterzuschlüpfen.

 

Sigurðardóttir blendet abwechselnd die fünf Freunde und Gerichtsmedizinerin Iðunn ein und spart dabei nicht mit Cliffhangern. So gelingt es ihr über weite Strecken, die Spannung voranzutreiben, auch wenn die Schilderung der Opfer und ihrer Verletzungen unnötig brutal ist.

 

Doch je mehr sich das Buch dem Ende nähert, desto unglaubwürdiger wird die Geschichte.

 

Am Ende hat es Iðunn mit sechs Leichen zu tun. Wer hier wen ermordet hat und warum, lässt sich für die Leser:innen kaum noch nachvollziehen. Weniger wäre mehr gewesen.

 

 

Yrsa Sigurðardóttir

Rauch

btb Verlag 2024

400 Seiten



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