28.07.2023

Vulkanausbruch: schon 12,4 Mio. Kubikmeter Lava

Der jüngste Vulkanausbruch auf der Halbinsel Reykjanes hat bereits mehr Lava produziert als die gesamte Eruption im vergangenen Sommer. Aktuell lässt der staatliche Energiekonzern Landsnet untersuchen, ob die Netzinfrastruktur durch die Lavamassen bedroht ist.

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Lavaaustritt auf der Halbinsel Reykjanes. Bild von Renee Verberne auf Unsplash.
Aktiver Untergrund auf der Halbinsel Reykjanes (Symbolbild). © Renee Verberne auf Unsplash.

 

Der Vulkanausbruch am Berg Litli Hrútur hat bereits eine größere Lavamenge zu Tage befördert als während der gesamten Eruption im nahegelegenen Meradalir-Tal im August 2022. Gleichwohl zeigten Messungen, dass der Lavafluss langsam nachlässt, wie die Tageszeitung Morgunblaðið in ihrer Online-Ausgabe berichtet.

 

Das Lava-Feld auf der Halbinsel Reykjanes hat inzwischen einen Durchmesser von 1,2 Quadratkilometern und sein Volumen beträgt 12,4 Mio. Kubikmeter. In den vergangenen fünf Tagen sei die Lava vor allem in Richtung Osten geflossen.

 

Verglichen mit dem Ausbruch am Fagradalsfjall im Jahr 2021 beträgt die Lava-Menge am Litli Hrútur jedoch nur acht Prozent. Aber: Nach Einschätzung von Islands Geologischem Dienst war der Lava-Fluss in den ersten 13 Tagen deutlich intensiver als im vergleichbaren Zeitraum 2021.

 

Am 19. Juli 2023 hatte die glühend heiße Lava den Schlot des Kraters zum Einsturz gebracht. Riesige Lavamassen sprudelten nach oben, und der Lavastrom änderte seine Richtung.

 

Halbinsel sitzt auf Grabenbruch

 

Die Halbinsel Reykjanes (Rauchspitze oder Rauchhalbinsel) im äußersten Südwesten Islands sitzt direkt über dem sog. Grabenbruch zwischen der nordamerikanischen und der eurasischen Erdplatte.

 

Tief im Erdinnern entfernen sich die Bruchkanten der beiden Kontinente jedes Jahr um rund 2,5 cm voneinander. Magma strömt aus dem Erdinnern nach oben. Statistisch gesehen kommt es alle vier bis fünf Jahre zu einem größeren Ausbruch.

 

Vulkanolog:innen gehen sogar davon aus, dass eine neue Phase der vulkanischen Aktivität auf der Halbinsel begonnen hat. Bereits beim letzten Ausbruch im Sommer 2022 warnte der Geologie-Professor Þorður Þórðarsson gegenüber dem Online-Magazin Iceland Review davor, „dass wir in einer neuen Wirklichkeit leben, in der Vulkanausbrüche gehäuft auftreten“.

 

Aktuell prüft der staatliche isländische Energiekonzern Landsnet, ob die elektrischen Kabel und Hochspannungsleitungen in dem Gebiet der vulkanischen Hitze standhalten. Dazu werden Masten und Kabel dort installiert, wo in den kommenden Tagen der Lavafluss erwartet wird, wie Morgunblaðið jetzt berichtete.

 

Experiment unter Realbedingungen

 

Es handele sich weltweit um das erste Experiment dieser Art, zitierte die Zeitung Halldór Halldórsson, den Vorsitzenden des Landsnet-Sicherheitsausschusses. Ziel sei es herauszufinden, ob die Kabel der Hitze widerstehen und wie viel Zeit bleibt, um im Falle von Schäden für eine Backup-Sicherung oder Ersatz zu sorgen.

 

Bisher wurde dies nur mit Hilfe eines Simulators untersucht, aber nicht unter realen Bedingungen. Daher könnten die so gesammelten Erfahrungen auch für andere gefährdete Regionen in der Welt interessant sein, so Halldór Halldórsson weiter. Ergebnisse der Untersuchungen sollen demnach Mitte August vorliegen.  

 

Die jetzige Eruption ist die dritte in Folge, vergleichbare Beben hatte es bereits 2021 und 2022 gegeben – und es werden vermutlich nicht die letzten sein. 


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